«Übercho» wird schleichend ersetzt durch «becho»

Wenn man etwas bekommt, heisst es in den meisten Dialekten entweder «übercho» (Zürich und die meisten Dialekte) oder «kriaga» (Khûrertütsch). Baselditsch macht vielleicht eine Ausnahme — ich weiss es nicht.

In Zürich hört man aber immer öfter das neue «becho». Beispiele:

Ich han es buech becho.

Bechunsch du bscheid?

Bechunt er ä rechnig?

statt:

Ich han es buech übercho.

Chusch du bscheid über?

Chunt er ä rechnig über?

Wie man schön sieht, geht in der dem Deutschen angeglichenen Deklination sogar die Trennung verloren.  Etwas, das für viele solche schweizerdeutschen zusammengesetzten Verben grammatisch so charakteristisch ist, wie in Bayern die Doppelverneinung («…wo sich koa mensch ned hisetzt»).

Wäre schade, wenn so etwas der Verdeutschung zum Opfer fiele.

Khûrertütsch scheint nicht betroffen, dort kriegt man Dinge traditionell, man bekommt sie nicht:

Häsch dia rechnig scho kriagt?

Kriagt dä herr döta’n’an kaffee?

Miar kriagend bald a neus sortiment.

6 Antworten auf „«Übercho» wird schleichend ersetzt durch «becho»“

  1. Herzlichen Dank für diese Seite. Ich habe eben srf eine Beschwerde geschrieben mit dem Hinweis auf Ihre Seite. Sollte dieses Thema nicht von den Medien aufgenommen werden?

    1. Oh, vielen Dank! Ich denke, das Thema interessiert die Medien nicht gross. Tun kann man sowieso nichts, denn Sprache ist halt lebendig. Aber was ich spannend fände, wäre, wenn die Medien wenigstens einmal über die Verdeutschung des Dialekts berichten würden. Die lässt sich hundertprozentig linguistisch beweisen, ich habe ja ganz allein schon genug Hinweise gesammelt, wenn sich da mal ein Profi dranhängt wird es richtig gut.

  2. Daran habe ich mich auch schon genärvt.
    Bekommen heisst bei mir immer noch übercho. Es ist schade wenn der Zürcher-Dialekt auch mit englischen Wörtern immer mehr verschwindet.

    1. Ich persönlich kenne mich in den Zentralschweizer Dialekten zu wenig aus, aber wann fanden den diese Beobachtungen ungefähr statt und wie alt waren die Sprechenden?

      Ich würde behaupten, «becho» existiert zumindest in Züritüütsch hauptsächlich bei Leuten, die heute 35 oder jünger sind. Vor ca. 2008 habe ich es in dieser Region nie gehört. Es färbt aber mittlerweile auch auf Ältere ab 🙂

  3. Han selber chind, wo au mee vo ‹becho› als übercho redet. es isch mer würkli au scho ufgfalle, dass becho würckli au im züritütsch s’übercho so ziimlich verdrängt hat. öppe s’gliich isch mit em schaffe und am arbeite.—i de schuel händs viel öfters am dossier g’arbeitet als s’schaffet.
    Min grossvatter hät mir mal gseit: det ane wo sprach gaht, werdet über churz oder lang auch landesgränze gah…

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