Glacé ist passée

Schon vor einem Jahr hörte ich ein Kind einmal nach «iiskrem» verlangen, aber da dachte ich noch an einen Ausrutscher. Doch heute in der Migros:

Papi, ich wött eiskrem!

Das Kind war vielleicht fünf und der Vater klang sehr zürcherisch. Das scheint sich also durchgesetzt zu haben.

Ich glaube, wir müssen uns damit abfinden, dass das Schweizerdeutsche mittelfristig die französischen Wörter verlieren wird.

Der Töff macht seine letzte Fahrt

Wollte ich auch schon länger katalogisieren:

Chumm mier gönd mit em mottorrad

Tut mir in den Ohren weh, denn da stirbt gerade ein urschweizerisches Wort:

Chumm mier gönd mit em töff

Wir müssen über «behindert» reden

Eine Weile war diese Beleidigung bei Jüngeren wieder in:

Bisch eigentlich behindert?

Auch wenn wir in unserer Jugend genauso dumm geflucht haben, bei uns wäre das gewesen:

Bisch eigentli behinderet?

Mir scheinen da zwei Formen auszusterben: Das schöne Runde -li wie bei «eigentli», «wohrschinli» usw. bekommt ein «-ch» angehängt. Aber viel wichtiger, die Formen auf «-eret» sind jetzt wie im Deutschen «-ert». Das scheint mir zwar selektiv angewendet zu werden, bei «behindert» in jedem Fall.

«zügle» ist jetzt definitiv «umziehä»

Diese Verschiebung beobachte ich schon etwas länger, mindestens seit 5 Jahren, denn dann zog meine Firma um. Die Schweizer im Geschäft sprachen damals sehr durchmischt entweder von «zügle» oder von «umziehä». Heute höre ich fast nur noch letzteres.

Ein Nomen dazu gab es früher auch: «züglata» bzw. «züglete». Kein Grund also, auf Schweizerdeutsch von «minem umzug» zu sprechen. Von «umzug» sprachen wir früher höchstens an der Fasnacht.

«Pneu» wird zu «Reife»

Ein weiteres ursprünglich französisches Wort wird von der Bevölkerung langsam durch ein hochdeutsches ersetzt:

Ich muess no winterreife montiere loh

Das wäre früher gewesen:

Ich muess no d Winterpneu montiere loh

«Hinderschi» wird nicht mehr verstanden

Im Radio musste ein Moderator sich vor einem Anrufer erklären. Es ging um ein Ratespiel, wo man rückwärts abgespielte Soundclips erkennen soll:

Bisch guet im hinderschilosä?

Der Anrufer: «häh?»

Verschtohschs es guet, wemme hinderschi redt?

Der Anrufer: «was?» Der Moderator gab auf:

Rückwärts. Chasch guet rückwärts losä?

Dann verstand der Anrufer. Dieser sprach ansonstent akzentlos schweizerisch klingendes Schweizerdeutsch und hatte einen urschweizer Nachnamen. Ich glaube nicht, dass er eine andere Muttersprache als Schweizerseutsch hatte.

«Arbeit» ersetzt «arbet»

In gewissen Dialekten sagt man ohnehin schon «arbeit», was ich aber in Züritüütsch bei unter 25jährigen immer öfter höre:

Ich han müesse ä arbeit abgäh

Oder:

Wie gahts uf dr arbeit?

Früher war da kein I, da hiess es «arbet.»